Nach Rassismusvorwurf: Walmart nimmt Kosmetikartikel für Schwarze aus Vitrinen
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Walmart ist eins der umsatzstärksten Unternehmen der Welt – nun erntete der Konzern jedoch erneut Kritik.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Bentonville/Hannover. Die Kritik ist nicht neu, doch die USA ist nach der Ermordung des Schwarzen George Floyd im Ausnahmezustand – im ganzen Land gibt es Proteste gegen Rassendiskriminierung. So rückt der amerikanische Einzelhändler Walmart erneut in den Mittelpunkt der Kritik, da er Körperpflegeprodukte für Schwarze in verschlossenen Vitrinen anbot. Das sei rassistisch, heißt es nach einem Fernsehbeitrag von CBS News; der Konzern unterstelle Schwarzen pauschal eine größere Neigung zum Ladendiebstahl.
Am Mittwoch (10. Juni) reagierte Walmart und kündigte laut der “New York Times” in einer E-Mail an, man werde Kosmetikartikel für Schwarze nicht länger in verschlossenen Vitrinen anbieten.
Rassismusvorwürfe gegen Walmart häuften sich
Für Kritiker dürfte dieser Schritt zu spät kommen. Bereits 2018 verklagte eine schwarze kalifornische Frau Walmart wegen Diskriminierung vor einem Bundesgericht. Wie die “New York Times” berichtete, fühlte sie sich gedemütigt, einen Mitarbeiter der Filiale bitten zu müssen, die Vitrine für Kosmetikartikel zu öffnen – unter anderem für einen Kamm, der 84 US-Cent (etwa 75 Euro-Cent) kostete. Die Anklage wurde im November 2019 fallen gelassen, laut der Anwältin der Klägerin sei “die Angelegenheit gelöst worden”.
2019 berichtete die “Glamour” über eine schwarze Frau aus Riverhead (New York, Long Island), die in einer Walmart-Filiale Haarprodukte einkaufen wollte. Die Kundin musste einen Mitarbeiter kommen lassen, der ihr die Vitrine zu den Produkten für Schwarze aufschloss. Auf Nachfrage wurde ihr mitgeteilt, dass diese Produkte in der Vergangenheit häufig gestohlen wurden, deshalb seien sie “eingeschlossen”. Nachdem die Frau ihre Erfahrung in den sozialen Medien teilte und diese viral ging, stellte die Walmart-Filiale die verschlossenen Produkte zurück ins offene Regal.
Die Fälle von 2018 und 2019 sind keine Einzelfälle; in den sozialen Medien verbreiteten sich rasant weitere Beiträge von schwarzen Menschen, die Diskriminierung in Läden von Walmart erfahren haben.
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Walmart reagiert endgültig auf Kritik
Nun kündigte Walmart an, in allen Filialen entsprechende Vitrinen abzuschaffen. Laut der “New York Times” heißt es in der E-Mail: “Als Einzelhändler, der täglich Millionen von Kunden mit unterschiedlichem Hintergrund bedient, toleriert Walmart keinerlei Diskriminierung.” Weiter sei der Konzern sensibilisiert für das Problem, man habe beschlossen, die Platzierung in Vitrinen von multikulturellen Kosmetikartikeln einzustellen – eine Praxis, die bis dahin in etwa einem Dutzend der 4700 Filialen im ganzen Land praktiziert werde.
Zudem kündigte Doug McMillon, Vorstandsvorsitzender von Walmart, bereits am Freitag (5. Juni) an, dass der Konzern gemeinsam mit der Walmart Foundation 100 Millionen Dollar bereitstellt, um mit einem neuen Zentrum für Gleichstellung gegen systematischen Rassismus in der Gesellschaft vorzugehen.
Wie aus dem Artikel der “New York Times” hervorgeht, wurden auch die amerikanische Pharmazieeinzelhändler CVS Health sowie die größte amerikanische Apothekenkette Walgreens kritisiert, weil sie Körperpflegeprodukte für Schwarze unter gesondertem Verschluss hielten. Die Unternehmen hätten sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Weitere Konzerne überdenken Geschäftspraktiken
Nach den Protesten gegen Rassendiskriminierung erklären sich immer mehr Unternehmen solidarisch mit den Forderungen nach Gleichbehandlung. Wie die “Welt” berichtete, gab es eine entsprechende Kurznachricht von der US-Tochter von Siemens. Zudem möchte demnach der deutsche Sportartikelhersteller Adidas eine neue Regelung für Schwarze und Latinos einführen.
Adidas möchte zukünftig die Anzahl schwarzer Beschäftigter erhöhen, so Konzernchef Kasper Rorsted. Mindestens 30 Prozent aller neuen Stellen bei den Kernmarken Adidas und Reebok sollen in den USA mit Schwarzen oder Menschen lateinamerikanischer Abstammung besetzt werden. Laut der Welt war Adidas zuletzt von eigenen schwarzen Beschäftigten dafür kritisiert worden, nicht ausreichend gegen Diskriminierung zu unternehmen.
In Deutschland wäre eine solche Quote bei Beschäftigten nach ethnischer Herkunft nicht zulässig. Das verbieten EU-Richtlinien sowie das deutsche Arbeitsgesetz – es herrscht das Diskriminierungsverbot, so darf es keine Vor- oder Nachteile je nach Herkunft Beschäftigter geben.