Volkswagen hat mehr Thomasse als Frauen im Vorstand
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Das VW‑Logo auf dem Markenhochhaus von Volkswagen auf dem Gelände vom VW‑Werk Wolfsburg.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Das Erste, was über Bord geht, ist die Diversität: zum Amtsantritt des neuen Volkswagen-Chefs Oliver Blume wurden zwei Personen aus dem Vorstandsteam entfernt, Hildegard Wortmann und Murat Aksel. Kleiner und schlagkräftiger solle das Team werden.
Tatsächlich war der Vorstand für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich groß. Interessant ist aber, wer hier entbehrlich erscheint – und wer nicht. Es gehen: eine der beiden Frauen und die einzige Person mit ausländischen Wurzeln. Es bleiben: acht westdeutsche Männer, davon fünf Ingenieure Mitte fünfzig, zwei Thomasse. Und eine einzige Frau.
Eine einzige Frau – das scheint die maximal erträgliche Dosis Diversität im VW‑Vorstand zu sein. So war es über Jahre, bis im Februar mit Hildegard Wortmann und Hauke Stars zwei neue erfahrene Managerinnen kamen – zusammen mit dem türkischstämmigen Aksel ein erster Beginn von Vielfalt in der Führung, der jetzt ein schnelles Ende gefunden hat.
Mitverantwortlich im Aufsichtsrat: Ministerpräsident und Wirtschaftsminister
Die Hälfte der deutschen Bevölkerung sind Frauen, ein Viertel hat ausländische Wurzeln – für das Topmanagement von Volkswagen kommen sie offenbar nicht infrage. Ein verheerendes Signal an die Führungskräfte im Konzern.
Verantwortlich für diese Entscheidungen ist der Aufsichtsrat, dominiert von den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch. Der Ausschuss, der die Vorstandspersonalentscheidungen vorbereitet, besteht aus einer Frau und sieben Männern, unter ihnen – neben Porsche und Piëch – auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil. Wirtschaftsminister Althusmann trägt als weiteres Aufsichtsratsmitglied die Beschlüsse ebenfalls mit. Die beiden haben den verfassungsmäßigen Auftrag, aktiv für Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen, aber davon ist hier nicht viel zu sehen. Wer damit nicht einverstanden ist – im Oktober wird in Niedersachsen wieder gewählt.
Dr. Wiebke Ankersen führt gemeinsam mit Christian Berg die gemeinnützige Allbright-Stiftung, die sich für einen Kulturwandel in den Unternehmen und mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt. Im Wechsel mit anderen Autorinnen schreibt sie die RND-Kolumne „Chefinnensache“ über Gleichstellung, Diversität und den weiblichen Blick auf die Wirtschaft. Alle bisherigen Beiträge finden Sie hier.