Emmanuelle Charpentier holt Nobelpreis nach Berlin
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Die französische Genforscherin Emmanuelle Charpentier gibt ein Statement, nachdem sie den diesjährigen Nobelpreis für Chemie zusammen mit J. A. Doudna gewonnen hat.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Berlin. Nein, eine Überraschung ist es nicht, dass die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften der in Berlin forschenden Mikrobiologin den Chemie-Nobelpreis zuerkennt: Die Französin Emmanuelle Charpentier wurde als Mitentwicklerin der Genschere Crispr/Cas9 schon seit Jahren als Kandidatin gehandelt. Für die Verhältnisse der Wissenschaftswelt ist um sie und ihre Mit-Nobelpreisträgerin, die US-Amerikanerin Jennifer A. Doudna, in den vergangenen Jahren ein echter Hype entstanden.
Wenn Charpentier, wie in den vergangenen Jahren mehrfach, öffentliche Vorträge über ihre Arbeit hielt, war das Interesse entsprechend groß: Zu erleben war die heute 51-Jährige mit dem Lockenkopf dabei als konzentrierte, stets auf die Sache fokussierte Wissenschaftlerin. Dass sie niemanden mehr für sich einnehmen muss, konnte man ihren nüchternen Auftritten mit Präsentationen voller komplexer Schaubilder ablesen. Das von ihr mitentdeckte Verfahren hat Forschern weltweit unglaubliche neue Möglichkeiten eröffnet.
Charpentier hat bereits zahlreiche Preise gewonnen
Im In- und Ausland erhielt die Forscherin in den vergangenen Jahren zahlreiche Preise. Darunter waren etwa der Leibniz-Preis und der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. 2015 zählte das "Time"-Magazin sie und Doudna zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten. Häufig wurde in der Publikumspresse über die Geschichte der relativ jungen Frauen in der oft noch von älteren Männern dominierten Wissenschaft berichtet.
Charpentier studierte Mikrobiologie, Biochemie und Genetik an der Pierre-und-Marie-Curie-Universität in Paris. Es folgten mehrere Forschungsstationen in den USA, in Wien und Schweden. Von 2013 bis 2015 war sie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig tätig. Dann der Wechsel in die Bundeshauptstadt: Dort war die Französin zunächst Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Seit 2018 ist sie Gründungs- und kommissarische Direktorin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene in Berlin - einem unabhängigen Institut, das sie gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft gründete. Zudem ist sie Honorarprofessorin an der Humboldt-Universität.
Der bewegten Laufbahn entsprechend ziehen sich unausgepackte Kisten im Büro wie ein Charakterzug durch Artikel, die über Charpentier geschrieben wurden. “Sie ist so erfinderisch, sie könnte sich ein Labor auf einer einsamen Insel einrichten”, wurde Charpentiers Doktorvater Patrice Courvalin 2016 in einem Porträt zitiert. Ihre Energiequelle? Wie sie dem Berliner “Tagessspiegel” vor zwei Jahren sagte, lasse sie sich ihre vier bis fünf Stunden Sport pro Woche nicht nehmen: Laufen, Schwimmen, Radfahren, Funktionstraining und Boxen.
RND/dpa