Kampf gegen Kunststoff

Forschende entwickeln neues Recyclingverfahren für Polyethylen

Polyethylen ist zwar der gängigste Kunststoff weltweit – er lässt sich aber nur sehr schwer recyceln.

Polyethylen ist zwar der gängigste Kunststoff weltweit – er lässt sich aber nur sehr schwer recyceln.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ein neues Verfahren zum Recyceln des überaus gängigen Kunststoffs Polyethylen entwickelt. Dabei entsteht in mehreren Reaktionsschritten der hochwertige Kunststoff Propylen, der Ausgangsstoff für die Herstellung des Kunststoffs Polypropylen (PP). Dieser wiederum kann für viele Zwecke benutzt werden und ist – im Gegensatz zu Polyethylen – auch gut recycelbar.

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Milchverpackungen, Shampooflaschen, Plastiktüten: Etwa ein Drittel der Plastikproduktion entfällt auf Poly­ethylen (PE). Doch wegen seiner Stabilität lässt sich dieser Kunststoff nur schwer wiederverwerten. Bisher werden nur etwa 14 Prozent davon recycelt, wobei Polymermischungen entstehen, die zu Bodenbelägen oder anderen minderwertigen Kunststoffen verarbeitet werden.

Umwandlung in Propylen

„Die mechanische Beständigkeit und chemische Trägheit handelsüblicher Kunststoffe hat zu ihrer weit­verbreiteten Verwendung im täglichen Leben geführt“, schreiben John Hartwig und seine Kolleginnen und Kollegen von der University of California in Berkeley in der Fachzeitschrift „Science“. „Aber dieselben Eigen­schaften erschweren ihr Recycling.“

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Denn die Reaktionsträgheit verhindert die chemische Zerlegung der langen Polymerketten. Dafür fand das Team um Hartwig nun eine Lösung. Die Studienautorinnen und ‑autoren beschreiben die Umwandlung in Propylen – den Grundstoff von Polypropylen (PP), das unter anderem für Kunststoffrohre und Armaturen in Fahrzeugen verwendet wird.

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Isomerisierung macht Prozess effizienter

Die Einfachbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen einer langen Polyethylenkette lassen sich nicht effizient chemisch trennen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gingen deshalb einen kleinen Umweg: Sie spalteten mithilfe von Platin-Zinn- und Platin-Zink-Katalysatoren zunächst einige Wasserstoff­atome von den Kohlenstoffatomen ab. Dadurch entstehen in der Polyethylenkette einige Kohlenstoff-Doppelbindungen, die die Reaktionsfreudigkeit erhöhen. An diese Kohlenstoffatome mit Doppelbindung docken Ethylenmoleküle an, die in großen Mengen im Reaktionsgefäß vorhanden sind. Durch Zugabe eines weiteren Katalysators spalten sich nun Propylenmoleküle von der Kette ab.

Eine weitere Reaktion, Isomerisierung genannt, macht den Prozess noch effizienter. Im Ergebnis werden mehr als 80 Prozent des Polyethylens in Propylen umgewandelt, aus dem dann Polypropylen hergestellt werden kann. Bislang dient oft Schiefergas, das durch das umstrittene Fracking gefördert wird, als Basis für die Polypropylenproduktion.

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Verfahren noch weit von der kommerziellen Nutzung entfernt

„Wir würden weniger Schiefergas für diesen Zweck oder für die anderen Verwendungen von Propylen verwenden“, wird Hartwig in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Die Polypropylenherstellung würde dadurch also auch umweltfreundlicher.

Dieselbe Forschungsgruppe hat kürzlich ein Verfahren vorgestellt, mit dem Polyethylentüten in Klebstoffe umgewandelt werden können. Beide Verfahren seien zwar noch weit von der kommerziellen Nutzung entfernt, räumt Hartwig ein. „Aber es ist leicht zu erkennen, wie dieses neue Verfahren die größte Menge an Kunststoffabfällen in ein riesiges chemisches Ausgangsmaterial umwandeln würde – natürlich mit viel Weiterentwicklung.“ Die Forscherinnen und Forscher sind optimistisch, da die im Labor verwendeten Prozesse eng verwandt sind mit Reaktionen, die bereits im industriellen Maßstab mit verschiedenen Katalysatoren durchgeführt werden.

RND/dpa

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