E-Paper
Der Flug des weißen Hasen

Japans „Hakuto-R“-Mission: Gelingt die erste private Mondlandung?

Der Mondlander Hakuto-R des japanischen Unternehmens ispace wird in einer Falcon 9 Rakete von SpaceX integriert.

Der Mondlander Hakuto-R des japanischen Unternehmens ispace wird in einer Falcon 9 Rakete von SpaceX integriert.

Artikel anhören • 6 Minuten

Tokio. „Eine Welt, in der die Erde und der Mond ein einziges Ökosystem sind“: So stellt sich ispace die Zukunft vor. Auf der Erde zu leben, ohne sich die Weltraumressourcen zunutze zu machen, das sei zunehmend unmöglich, ist die japanische Raumfahrtfirma überzeugt. Sie hat es vor allem auf die Wasservorräte des Mondes abgesehen. Mit ihnen ließe sich eine Weltrauminfrastruktur aufbauen, die es ermöglicht, dass der Mensch eines Tages auch den Erdtrabanten besiedelt. Um die Ressourcen vor Ort genauer zu erforschen, hat ispace ein Landegerät namens „Hakuto-R“ zum Mond geschickt. Am 25. April gegen 18.40 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll der Mondlander am Ziel aufsetzen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ispace würde in diesem Moment Raumfahrtgeschichte schreiben: Es wäre die weltweit erste private Mondlandung. Kein anderes privates Raumfahrtunternehmen hat bis dahin seine Spuren im Mondstaub hinterlassen. Nicht ohne Grund wird die Mondlandung also mit Spannung erwartet und mit Argusaugen von der Konkurrenz verfolgt, die ebenfalls zum Mond strebt.

Das Leben und wir

Der Ratgeber für Gesundheit, Wohlbefinden und die ganze Familie - jeden zweiten Donnerstag.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Mondlander transportiert Rover

„Für Japans Raumfahrtentwicklung ist es wundervoll, dass mit der zunehmenden Aktivität privater Unternehmen im Weltraum mehr Möglichkeiten für die Erforschung des Weltraums zur Verfügung stehen“, erklärte Japans Raumfahrtbehörde Jaxa. Neue, dem privatwirtschaftlichen Sektor eigene Ideen würden „die Vielfalt der Weltraumforschung erweitern“. Die „Hakuto-R“-Mission legt den Grundstein für alle künftigen privaten Reisen zum Mond. Hakuto bedeutet „weißer Hase“, der in der japanischen Mythologie auf dem Mond lebte. Das „R“ steht für englisch reboot, also Neustart.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Nach mehreren Verzögerungen scheint die Mission nun erfolgreich zu verlaufen: Vor wenigen Tagen erreichte „Hakuto-R“ sein achtes Missionsziel. Die Landesonde führte das letzte Kontrollmanöver durch und umkreist nun, in einem Abstand von 100 Kilometern, den Mond. Zwei Missionsziele stehen noch aus: „Hakuto-R“ muss auf dem Mond landen und dort eine stabile Stromversorgung und Telekommunikationsverbindung herstellen. Geplant ist, dass der Mondlander am 25. April einen Bremsvorgang einleitet, sein Hauptantriebssystem zündet und so seine Umlaufbahn verlässt und zum Mond hinabsinkt. Etwa eine Stunde wird dieses Manöver dauern. Je nach Verlauf der Mission kann es aber auch sein, dass sich die Landung um wenige Tage verzögert.

Auf dem Mond angekommen, wird dann die Fracht des Mondlanders von Bord gehen: ein Jaxa-Roboter und ein kleiner Rover der Vereinigten Arabischen Emirate. Sie sollen Daten vom Mond sammeln, die für die Entwicklung künftiger Mondmissionen nützlich sein werden, teilte das Projektteam bei Jaxa der Deutschen Presse-Agentur in Tokio mit. Die private Mondlandemission von ispace sei „das schnellste Mittel zur Erreichung unseres Ziels“, hieß es.

Ispace-Chef verfolgt Kindheitstraum

Es ist nicht der erste Anlauf zu einer privaten Mondmission. So hatte die israelische Non-Profit-Organisation Space IL die Sonde Beresheet Richtung Mond geschossen, die jedoch 2019 kurz vor der Ziellinie scheiterte. Ein wichtiger Motor der Sonde war beim Landemanöver ausgefallen, die Kommunikation ging verloren. Die Sonde zerschellte auf dem Mond. Die „Hakuto-R“-Misson soll es nun besser machen. Um weniger Treibstoff mit sich zu führen, hatte die Hakuto-Landefähre extra eine längere, energieeffiziente Route zum Mond genommen, bei der die Schwerkraft von Erde und Sonne zum Antrieb genutzt wurde.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Takeshi Hakamada, Gründer und Chef von ispace, war schon als Kind vom Weltraum fasziniert. „Ich würde gerne eine Welt sehen, in der coole Raumschiffe herumfliegen“, zitierte ihn das Magazin „Forbes“. „Das ist mein wahrer Kindheitstraum. Um diese Welt zu schaffen, brauchen wir Menschen im Weltraum. Ich möchte dazu beitragen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen“, sagte Hakamada. Seine Vision ist es, „ein wirtschaftlich tragfähiges Mondökosystem zu schaffen“, wie der Japaner dem Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ einmal erläuterte.

Als der US-Technologieriese Google 2007 den „Google Lunar X“-Preis für das erste nicht staatliche Team ausschrieb, dem eine Mondlandung gelingt, beteiligte sich auch das Team „Hakuto“. Doch niemand erreichte bis Fristende 2018 das Ziel. Daraufhin unternahmen die Japaner einen „reboot“, einen neuen Anlauf, mit „Hakuto-R“.

Gibt es bald ein „Moon Valley“?

Die Konkurrenz steht derweil schon in den Startlöchern. „Wir öffnen den Zugang zum Mond für den Fortschritt der Menschheit“, wirbt das 2013 gegründete amerikanische Unternehmen Intuitive Machines im texanischen Houston. Der Mondflug ihres ersten Landers „Nova-C“ ist bereits mehrfach verschoben worden und derzeit für Juni geplant. Der Lander soll auf dem Mond unter anderem wichtige Daten für die „Artemis“-Mission der Nasa sammeln. Das Artemis-Programm sieht vor, rund 50 Jahre nach der letzten Mondlandung wieder Menschen zum Mond zu bringen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auch die Firma Astrobotic Technology aus Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania will einen Lander an den Start bringen, den „Peregrine Lander“ – möglicherweise im Mai. Auch dieser Start ist schon mehrfach verschoben worden. Der Lander soll unter anderem im Auftrag der Nasa Materialien für Experimente zum Mond bringen. Elon Musks Firma SpaceX, die den Mondlander von ispace ins All brachte, strebt ebenfalls zum Mond. Am Montag testet sie die leistungsstärkste Rakete der Welt, die in Zukunft Menschen zum Mond, wenn nicht sogar zum Mars bringen soll.

Ispace plant derweil für 2024 einen weiteren Mondlander mit eigenem Rover, in 2025 soll ein größerer Lander starten. Ein Ziel der Firma ist das Geschäft mit dem Transport von Gütern zur Oberfläche des Mondes. Hakamada hat jedoch noch eine andere Vision, für 2040: eine kleine Stadt auf dem Mond namens „Moon Valley“ mit 1000 Bewohnerinnen und Bewohnern samt Infrastruktur und Industrie, wie ein Video auf der Webseite der Firma zeigt. Jedes Jahr, so die Vision der Firma, werde die Mondstadt rund 10.000 Besucherinnen und Besucher anlocken.

RND/lb/dpa

Mehr aus Wissen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken