Jedes zehnte Kind geht laut Umfrage mit leerem Magen zur Grundschule
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Fehlende Konzentration, knurrender Magen: Wenn Kinder morgens auf das Brötchen oder Müsli verzichten, fällt es ihnen oft auch schwer in der Schule aufzupassen.
© Quelle: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dp
Der Morgen kann für Schulkinder ganz schön hektisch verlaufen: Nachdem sie sich aus dem Bett gequält haben, muss der Schulranzen gepackt, die Zähne geputzt werden, um dann pünktlich den Bus oder die Bahn zu erreichen. Was dabei manchmal vergessen wird: das Frühstück. Zehn Prozent der Grundschüler verlassen einer Erhebung zufolge morgens ohne Frühstück das Haus. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unter Eltern im Auftrag des Discounters Lidl. Dabei ist ein voller Magen wichtig für die Konzentration - und somit für den Lernerfolg. Was muss sich also ändern?
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Viele Kinder müssen alleine zu Hause frühstücken
Auf die knapp drei Millionen Grundschüler in Deutschland hochgerechnet sind rund 300 000 Kinder betroffen, die morgen mit leerem Magen zur Schule gehen. Kommunen und Länder sollten helfend eingreifen, finden der Deutsche Lehrerverband sowie Kinderrechtsexperten von SPD, Grünen und FDP. Neben den Kindern, die ohne vorher zu frühstücken zur Schule kommen, gibt es ungefähr genauso viele Kinder (9 Prozent), die morgens alleine zu Hause frühstücken.
„Leider decken sich die Ergebnisse dieser Studie mit den Erfahrungen zahlreicher Lehrkräfte vor Ort“, sagte Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger. Auf der einen Seite gebe es eine wachsende Gruppe von Helikoptereltern, die ihren Kindern auch noch über 20 Kilometer das vergessene Pausenbrot in die Schule hinterher schleppten, auf der anderen Seite gebe es immer mehr Eltern, die sich um das Wohlergehen ihrer Kinder kaum kümmerten.
Energiespeicher wieder auffüllen: Kinder sollten auch in der Schule frühstücken
Wie wichtig das Frühstück für Kinder ist, erklären die Experten der Verbraucherzentrale Brandenburg: Da der Körper über Nacht einen Großteil seines Energiespeichers verbraucht, müssen Kinder ebenso wie Erwachsene ihn für einen kraftvollen Start in den Tag wieder auffüllen, heißt es auf der Homepage. Sonst lasse die Konzentrationsfähigkeit im Laufe des Vormittags nach. Damit Kinder also besser in der Schule aufpassen können, brauchen sie ein ausgewogenes Frühstück.
Kinder sollten grundsätzlich zweimal frühstücken, so die Experten weiter - einmal zu Hause und einmal in der Schule. „Hat Ihr Kind zu Hause ausgiebig gefrühstückt, reicht ein kleiner Snack. Wenn nicht, kann das zweite Frühstück auch üppiger ausfallen." Wer also morgens keine Zeit oder keinen Hunger hat, kann auch nur eine Kleinigkeit essen - solange man in der Brotdose ausreichend gesundes, ausgewogenes Essen in der Schule dabei hat.
Umfrage: Eltern halten Frühstück für wichtigste Mahlzeit
Für die Studie wurden nach Institutsangaben mehr als 1000 Mütter und Väter befragt, die mindestens ein Kind im Grundschulalter haben. Das Frühstück halten die meisten (53 Prozent) - im Vergleich zum Mittag- und Abendessen - für die wichtigste Mahlzeit für Grundschulkinder. Die Eltern zeigen sich durchaus selbstkritisch: Die Mehrheit (57 Prozent) sagt, es sei oft nicht leicht oder gelinge überhaupt nicht, dass sich ihr Kind so ernähre, wie sie sich das vorstellten.
Doch warum gehen dann trotzdem immer noch Kinder mit leerem Magen zur Schule? Das könnte daran liegen, dass sie morgens zu Hause noch keinen Hunger haben. Dennoch rät die Verbraucherzentrale : "Zwingen Sie Ihr Kind nicht, zu Hause zu frühstücken." Stattdessen solle man die Wünsche des Kindes respektieren und dafür die Portion der Zwischenmahlzeit für die Schule anpassen. Zudem wird empfohlen, den Kindern möglichst viel Abwechslung zu bieten - das regt den Appetit an. Ein anderer Grund dafür, dass nicht alle Kinder ausreichend frühstücken, könnte aber auch in manchen Fällen das fehlende Pausenbrot sein.
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Immer nur das Wurstbrot? Wenn das Frühstück abwechslungsreich ist, haben Kinder auch wieder mehr lust darauf.
© Quelle: picture alliance / dpa
Von Notfrühstück bis Aufklärung in der Schule: Politiker fordern Lösungen
Experten sehen vor allem die Schulen in der Verantwortung. „Wenn Schulen mit Unterstützung von Land und Kommunen für solche Fälle ein Notfrühstück bereithalten, ist das sicher sinnvoll“, sagte der Schulleiter aus dem niederbayerischen Deggendorf weiter. Früher habe es auch flächendeckend in manchen Bundesländern Schulmilch und Schulobst gegeben. Ein fehlendes Frühstück wirke sich massiv auf die schulische Leistungsfähigkeit aus.
Die SPD-Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestags Susann Rüthrich forderte, dass Kinder auch in der Schule zu einer gesunden Lebensweise befähigt werden sollen. Die Grünen-Kinderrechtsexpertin Katja Döring sagt dazu: „Ein gutes und gesundes Frühstück sollte für alle Kinder eine Selbstverständlichkeit sein." Einige Kommunen finanzieren mittlerweile sogar ein Frühstück in Grundschulen. Der FDP-Politiker Matthias Seestern-Pauly, ebenfalls Mitglied der Kinderkommission, bezeichnete den derzeitigen Zustand untragbar. Schulen, Eltern und Gesellschaft müssten zu Lösungen kommen, wenn die Gesundheit der Kinder gefährdet ist.
Von RND/dpa/bk