Waschbär, Fuchs & Co.: So gelingt das Leben mit Wildtieren in der Stadt

Füchse kann man getrost in Ruhe aus der Nähe beobachten - aber dem Tier immer eine Fluchtmöglichkeit bieten.

Füchse kann man getrost in Ruhe aus der Nähe beobachten - aber dem Tier immer eine Fluchtmöglichkeit bieten.

Hannover. Füchse, Waschbären und Wildschweine erwartet man für gewöhnlich eigentlich nicht in Großstädten. Doch sei es in Berlin, München oder Hannover: Wildtiere besiedeln zunehmend auch den urbanen Raum. Viele Menschen wissen nicht, wie sie mit ihnen umgehen sollen, wenn sie Wildtiere entdecken. Einige Menschen sind gar verärgert, wenn sie in ihren Garten schauen, nachdem ein Wildschwein ihn durchwüstet hat. In Zukunft nimmt die Wildtierpopulation in Städten eher zu als ab - Grund genug zu überlegen, wie ein friedliches Miteinander gelingen kann.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Warum gibt es so viele Wildtiere in Großstädten?

Wildtiere leben nur im Grünen und meiden die Großstadt? Das hat sich längst geändert. Auch die Stadt ist zu einem Lebensraum für die Tiere geworden. Denn sie bietet eine Reihe an Vorteilen für Wildtiere: Hier werden sie nicht bejagt und haben zudem reichlich Nahrung, wie der Naturschutzbund (NABU) in Berlin berichtet. Hinzu kommt die abwechslungsreiche Struktur, die ihnen in der Stadt mit vielen Hecken und Gärten geboten wird.

Lesen Sie auch: Bericht: Waschbären bedrohen die Artenvielfalt in Deutschland

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Welche Wildtiere sind in Innenstädten zu finden?

"Der Waschbär ist sicherlich das Tier, was uns momentan am meisten beschäftigt", sagt Katrin Koch, Wildtierbeauftragte des NABU Berlin. Aber auch Rotfüchse und Wildschweine sind in den Städten angekommen. Sie seien gerade dort, wo es Stadtwälder gibt schon seit rund 20 Jahren in Städten zuhause. Generell gibt es in Deutschland einen wahren Artenreichtum im urbanen Raum. Unzählige Brutvögel zählen genauso dazu wie der Steinmarder, das Wildkaninchen oder teilweise die Nutria (Biberratte).

Was macht den Waschbären zum Großstadt-König?

Ursprünglich stammt der Waschbär aus Nordamerika. Als Pelzlieferant und exotisches Tier kam er durch den Menschen im letzten Jahrhundert nach Europa. Nachdem Tiere aus Gehegen flohen und teilweise ausgesetzt wurden, eroberten sie nach und nach Land und Stadt. "Sie sind fantastische Tiere, enorm anpassungsfähig und hervorragende Kletterer", sagt Koch. Dadurch können die geschickten Tier praktisch überall eindringen. Ob Blockbebauungen, Einfamilienhäuser oder Tiefgaragen - die maskierten Kleinbären besetzen jeden Bereich. Hinzu kommt, dass Waschbären Allesfresser sind - Regenwürmer, Insekten, junge Vögel, Mäuse oder auch Samen und Früchte stehen auf dem Speiseplan.

Spider-Man oder Waschbär? Waschbären können tatsächlich sogar Beton-Fassaden hochklettern.

Spider-Man oder Waschbär? Waschbären können tatsächlich sogar Beton-Fassaden hochklettern.

Lesen Sie hier: WWF-Expertin: Die Lage für unsere Waldtiere ist dramatisch

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie sollten Menschen mit Stadt-Waschbären umgehen?

Laut dem NABU Berlin sind Waschbären grundsätzlich nicht aggressiv und greifen Menschen nicht an. Dennoch sollte man sie nicht anlocken und schon gar nicht füttern - in allen Bundesländern ist das nach dem jeweiligen Landesjagdgesetz sogar verboten und kann mit teils hohen Bußgeldern geahndet werden. Die Tiere könnten sonst aufdringlich werden und die Fluchtdistanz zum Menschen verlieren. "Wichtig ist auch, sich mit ihnen vertraut zu machen. Um das Klettertalent wissen und alle Kletterhilfen im Garten und am Haus entfernen", rät Wildtierexpertin Koch. Obstbäume kann man beispielsweise vor ungewünschtem Bären-Aufstieg schützen, indem man eine mindestens einen Meter breite glatte Manschette aus Blech oder ähnlichem Material um den Stamm herum anbringt.

Warum ist die Furcht vor dem zutraulichen Fuchs grundlos?

Viele Menschen haben sich gerade an den Fuchs noch nicht gewöhnt, für sie sorgt sein zutrauliches Verhalten für Beunruhigung. "Wenn ein Fuchs nicht wegläuft, hat der bestimmt Tollwut. Mit diesem Vorurteil kann man aufräumen - Tollwut gibt es in der gesamten Bundesrepublik nicht mehr", entwarnt Koch. Man solle sich eher an der Natur erfreuen und die wunderschönen Tiere beobachten. Zahmheit ist im Falle des Fuchses ein reiner Anpassungsmechanismus, er hat gelernt, dass der Mensch kein Feind ist. Wie der Waschbär findet auch der Fuchs genügend Nahrung in der Stadt. "Wir haben schon Geschichten gehört, wo Füchse durch Katzenklappen ins Haus gelangt sind und genüsslich den Napf vom Hund oder der Katze geleert haben."

Füchse haben sich auch an den Straßenverkehr in Städten gewöhnt.

Füchse haben sich auch an den Straßenverkehr in Städten gewöhnt.

Mehr dazu: Warum Füchse an Flughäfen für Sicherheit sorgen

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie verhält man sich bei Begegnungen mit Wildtieren richtig?

Was für den Waschbären gilt, gilt für alle Wildtiere: Auf gar keinen Fall füttern. "Das wäre falsch verstandene Tierliebe. Die Tiere brauchen das auch gar nicht", sagt Koch. Irgendwann würden die Tiere die ohnehin schon geringe Fluchtdistanz noch mehr unterschreiten. "Das kann soweit gehen, dass der Fuchs auf die Terrasse kommt, Männchen macht und den Menschen um Futter anbettelt." Dabei darf man nie vergessen, dass es immer noch Wildtiere sind. In besonders aufdringlichen Fällen sollte man sich bei der zuständigen Jagdbehörde melden. Der einfachste Weg ist aber meistens: Ruhe bewahren, das Tier nicht bedrängen und ihm eine Fluchtmöglichkeit bieten.

Auch interessant: Elche kommen nach Deutschland zurück

Was tun, wenn die Zahl an Wildtieren in Städten steigt?

"So lange Großstädte attraktiv bleiben und Wildtiere sich anpassen können, werden es eher mehr werden", sagt die Wildtierexpertin Koch. Das kann aber auch eine Bereicherung sein - erbeuten Füchse beispielsweise Kleinsäuger wie Ratten und Mäuse. Dem NABU Berlin ist wichtig, dass die Menschen Verständnis für die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Tierarten entwickeln. "Die Tiere können ja nichts dafür, sie verhalten sich so, wie sie es von der Natur in die Wiege gelegt bekommen haben - die Probleme sind nur menschengemacht." Es ginge darum, Wissen über Wildtiere zu vermitteln und Beratungsangebote auszubauen, damit ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier ermöglicht werden kann.

Das könnte Sie auch interessieren: Waldsterben in Deutschland - das sind die wahren Probleme

Mehr aus Wissen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken