Möbel der DDR

Das Ikea des Ostens

Möbeldesigner Rudolf Horn in Leipzig vor Möbelentwürfen der 1960er/70er Jahre.

Leipzig. Rudolf Horn ist der „Vater“ der DDR-Möbelserie MDW (Montagemöbel Deutsche Werkstätten). Spricht der Mann mit dem wachen Blick über Innendesign und Architektur, gerät er ins Schwärmen. Sein Redefluss ist kaum zu stoppen, seine Augen leuchten. Auch Vorträge hält er noch. Dabei wird Horn, einer der bekanntesten Möbeldesigner der DDR, am 24. Juni 90 Jahre alt.

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„Für mich als Student war er eine prägende Persönlichkeit, auch wenn mir das später erst richtig bewusst wurde“, sagt sein ehemaliger Schüler Professor Achim Hack, der heute Dekan der Fakultät Gestaltung an der Hochschule Wismar ist. „Erst kürzlich hat er uns besucht.“ Es sei natürlich um Möbeldesign gegangen.

Funktionierende Inneneinrichtungen

„Für wen machst Du das?“. Das habe ihn sein erster Zeichenlehrer kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im sächsischen Waldheim gefragt, erinnert sich Horn. Dieser Satz habe ihn ein Leben lang geprägt. Auch bei der Entwicklung des MDW-Programms - einer variablen DDR-Möbelserie - sei dies seine Leitidee gewesen.

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„Nach dem Krieg war Wohnraum knapp, da mussten platzsparende und funktionierende Inneneineinrichtungen her, in denen viel untergebracht werden konnte“, sagt Horn. Außerdem sollten die Nutzer ihre Möbel individuell gestalten können. Nicht fertige Möbel verließen das Werk, sondern Bauteile, die jeder nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen konnte. Auch deshalb wurde MDW als das „Ikea des Ostens“ bezeichnet.

Klare Ziele und Visionen

„Vor allem bei jungen Leuten war MDW sehr beliebt“, erinnert sich Horn. Doch für die Serie, die vor allem für Plattenbauwohnungen ins Leben gerufen worden war, kam 1991 nach etwa einem Vierteljahrhundert das Aus. „MDW erging es damals wie vielen DDR-Produkten nach der Wende. Sie wollte keiner mehr haben“, sagt der gelernte Tischler.

30 Jahre lang lehrte der Möbeldesigner als Professor an der Kunsthochschule auf der Burg Giebichenstein. „Horn hatte klare Ziele und Visionen“, erinnert sich sein Schüler Hack, der auch wegen des guten Rufes der Schule nach Giebichenstein kam. „Horn war prägend, doch er hat auch die Ansichten der Studenten respektiert, nie versucht seinen Willen aufzudrängen.“

In Horns Leipziger Wohnung stehen immer noch die Möbel, die er selbst in den 50-Jahren entworfen hat. „Warum soll sich sie austauschen, wenn sie noch funktionieren?“, fragt der Designer, der deutlich jünger aussieht. Täglich treibe er Sport. Nur das Joggen habe er nun aufgegeben. Auch geistig hält er sich fit, schreibt Beiträge für Bücher und Aufsätze und zeichnet. „Ein Urenkel ist auch schon da, den zweiten will ich noch erleben“.

dpa

LN

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