Rad-Demo in Lübeck für Klimaschutz
Innenstadt. Auch die Osterferien hat die Fridays-for-Future-Bewegung nicht davon abgehalten, Stellung zu beziehen. Rund zwei Stunden lang fuhren gestern viele Jugendliche und Erwachsene durch und um die Hansestadt und machten lautstark auf das Thema Klimaschutz aufmerksam. In 98 Städten in ganz Deutschland gingen wieder Tausende für mehr Klimaschutz auf die Straße. In vier Städten schwangen sich die Demonstranten aufs Rad.
Schüler organisieren Fahrraddemo
Passend zu ihren Forderungen für einen nachhaltigen Fahrradverkehr und einen besseren ÖPNV in der Hansestadt organisierte auch die Lübecker Gruppe von Fridays for Future eine Fahrraddemo. „Wir wollten ausprobieren, ob das funktioniert“, sagt Lukas Leitner. Der 18-jährige Schüler gehört zum Organisationsteam und ist zufrieden mit der Resonanz. Rund 650 Teilnehmer, die laut klingelnd durch die Straßen radelten, zählten Leitner und seine Mitstreiter, die Polizei sprach von rund 550 Teilnehmern. Die Beamten begleiteten den Demonstrationszug mit 25 Beamten, sechs davon auf dem Rad.
Sorgen wegen Luftverschmutzung
Mitten im Pulk fahren Anna Petersen-Eschrich mit ihren Söhnen. Joona-Lasse (10) und Jelle-Mika (7) haben extra Schilder für ihre Räder gebastelt. „Klimawandel stoppen jetzt“ steht auf Joona-Lasses grünem Plakat. „Die Umwelt ist ziemlich verschmutzt, dagegen muss man was tun“, sagt er. Auch die Luftverschmutzung macht dem Viertklässler Sorgen. „Wenn ich groß bin, möchte ich auch noch hier leben können.“ Damit das funktioniert, passt er auf, was Mutter Anna einkauft. „Ich versuche auch immer, sie davon zu überzeugen, mehr Fahrrad zu fahren. Das klappt nicht immer“, sagt er.
Sozialsenator radelt mit
Kolja Sommer (14) ist das erste Mal bei der Demo dabei. Er interessiert sich auch aus politischen Motiven für die Demo. „Ich mache mir schon Sorgen. Wer weiß, wie die Welt in 30 bis 40 Jahren aussieht“, sagt der Baltic-Schüler und ergänzt: „Ich glaube, wir gehen die Klimapolitik falsch an.“ Unter dem Demonstranten ist auch Sozialsenator Sven Schindler. Für ihn, der viele Wege per Rad erledigt, ist Lübeck eine Stadt der kurzen Wege. „60 Prozent aller Autofahren sind unter fünf Kilometer. Das darf nicht sein. Hier kann jeder ansetzten.“
„Die letzten 20 Jahren verpennt“
Am Koberg lauscht Roland Jaschke (63) den Worten der Fridays-for-Future-Redner. „Ich bin für mein Enkelkind hier. Das ist erst eineinhalb und noch zu klein, um mitzufahren“, sagt der Lübecker. Als der Konvoi schon wieder unterwegs ist, kommt Johanna Stapelfeldt angeradelt. Sie ist extra aus Reinfeld mit dem Rad gekommen, hat den Anfang der Demo verpasst und fährt dem Tross über die Große Burgstraße entgegen. „Ich finde es total wichtig, was die Jugend macht. Wir haben die letzten 20 Jahre verpennt, was zu tun.“
Majka Gerke
LN