Asklepios baut neue Notfallambulanz
Bad Oldesloe. Plötzliche Schmerzen in der Brust, Atemnot, Übelkeit – all das kann ein Zeichen für einen Herzinfarkt sein. Je schneller ein Patient mit diesen Symptomen behandelt wird, desto größer sind seine Chancen, die Krankheit ohne schwerwiegende Folgen zu überstehen. Die Oldesloer Asklepios-Klinik ist nicht nur auf solche Fälle spezialisiert, hat auch ein System eingeführt, wie das deutschlandweite Problem überlasteter Notfallambulanzen in den Griff zu bekommen ist. Dieses Ziel verfolgt auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit einem neuen Gesetzesentwurf. Denn viele Patienten mit nicht lebensbedrohlichen Beschwerden finden nicht den Weg in eine Arztpraxis, sondern begeben sich gleich ins Krankenhaus. Das führt unter anderem zu Platzproblemen. Asklepios plant nun den Neubau der Notaufnahme und ändert im neuen Haus auch gleich den organisatorischen Ablauf, der zur Entzerrung der Lage beitragen soll. Mit dem Bau des 3,7 Millionen Euro teuren Vorhabens soll im Frühjahr kommenden Jahres begonnen werden.
Viele Patienten gehören gar nicht in die Notaufnahme
"Wir behandeln 13 000 Notfallpatienten im Jahr. Die Zahl hat in den letzten Jahren stark zugenommen", sagt Asklepios-Geschäftsführer Klaus Schmolling. Statt mit weniger bedrohlichen Gesundheitsproblemen zum praktischen Arzt zu gehen, bemühten Patienten heutzutage viel öfter die Notfallambulanz. Das führe letztlich zu einer Überlastung. Deshalb habe die Klinik schon vor einiger Zeit das Manchester- Triage-System eingeführt, mit dessen Hilfe es besser gelinge, die Dringlichkeit der Behandlungen einzustufen und zu überwachen. Rot steht demnach für lebensbedrohliche Krankheiten, die ein unverzügliches Eingreifen erfordern wie bei einem Herzinfarkt. Dahinter reihen sich gradweise die minder schweren Fälle mit der Farbe Gelb ein, die sich selbst nach einer gewissen Wartezeit noch gut behandeln lassen. Das grüne Attribut wird jenen Patienten zugeordnet, die schwerer Erkrankten Vorrang einräumen müssen.
Neubau schafft mehr Platz und Betten
Die Einführung dieses Ampelsystems war jedoch nur der erste Schritt. Der im rückwärtigen Teil der Klinik geplante Neubau soll Verbesserungen für Patienten mit sich bringen, aber auch das Personal entlasten. Laut Schmolling verfügt die Notfallaufnahme derzeit nur über sieben Betten, die im Klinikalltag nicht nur für die Notfallversorgung genutzt werden, sondern auch zur Überwachung von Patienten, die gerade eine Herzkatheteruntersuchung oder eine Endoskopie hinter sich haben. Im neuen Gebäude soll sich nicht nur die Zahl der Notfallliegen auf zehn erhöhen, für Patienten, die ambulant zur Untersuchung kommen, werden bei Bedarf noch sechs weitere zur Verfügung stehen, sodass kein Engpass mehr entstehen dürfte. Großzügiger bemessen wird später auch der Schockraum sein, in dem Patienten reanimiert oder an Beatmungsgeräte angeschlossen werden müssen.
Alte Ambulanz weist logistische Schwächen auf
Schmolling erinnerte daran, dass die Notfallambulanz schon einmal vor acht Jahren umgebaut wurde. Doch wie sich jetzt herausstelle, sei sie nicht nur zu klein geraten, sondern weise auch logistische Schwächen auf, die jetzt ausgemerzt werden sollen, sagt er. Verbessern werde sich etwa die Anbindung an die Radiologie. Während der Weg von der Ambulanz dorthin zurzeit noch über einen Flur führe, würden beide Abteilungen später unmittelbar aneinandergrenzen. Auch bekomme das neue Gebäude auf der Rückseite eine eigene Zufahrt für die Liegendtransporte des Rettungsdienstes.
Notdienstpraxis und Klinik arbeiten Hand in Hand
Gehfähigen Patienten ist der Vordereingang des Gebäudes vorbehalten. Der Tresen, zu dem sie sogleich gelangen, ist doppelt besetzt. Neben dem Krankenhauspersonal sitzen dort Mitarbeiter der Kassenärztlichen Vereinigung. Denn in der Oldesloer Klinik befindet sich auch die Notdienstpraxis der niedergelassenen Ärzte. Auch das ist eine Reaktion auf die vielen fehlgeleiteten Patienten. Bei der Anmeldung kann so gleich geklärt werden, ob jemand tatsächlich in einer lebensbedrohlichen Situation steckt, dass es der Behandlung eines Spezialisten bedarf. Ist das nicht der Fall, wird der Patient nicht abgewiesen, sondern erhält beim Notarzt die Hilfe, die er gerade braucht. Portalpraxen wie diese sind vom Gesetzgeber übrigens ausdrücklich gewünscht. Laut einer Studie des Instituts für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH (Aqua) lässt sich so der Zustrom der Patienten besser kanalisieren.
Gesundheitsministerium will den Neubau fördern
„Zurzeit stecken wir noch in der Detailplanung für die Baugenehmigung und befinden uns noch in Verhandlungen mit dem Minister“, sagt Schmolling. Das innovative Projekt, das auch die Kassenärztliche Vereinigung einschließe, werde speziell gefördert. Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg habe dafür einen extra Topf gebildet und sei gewillt, die gesamten Baukosten zu übernehmen. Voraussichtlich werde im Frühjahr des kommenden Jahres mit der Ausführung begonnen, sodass die Notaufnahme im dritten oder vierten Quartal bezugsfertig sein könne.
Schmolling: Bertelsmann-Analyse übertrieben
Für etwas überzogen hält der Regionalgeschäftsführer der nördlichen Asklepios-Kliniken den Vorstoß, jedes zweite Krankenhaus in Deutschland zu schließen, um in den verbleibenden tatsächlich bessere Qualität leisten zu können. Das legt eine kürzlich erschienene und viel diskutierte Studie der Bertelsmann-Stiftung nahe. Laut Klaus Schmolling müsse auch weiterhin die Versorgung in weniger dicht besiedelten Gebieten wie etwa in Mecklenburg-Vorpommern gewahrt bleiben, sagt er. Für die dort betriebenen kleine Krankenhäuser stelle sich die Situation wirtschaftlich schwierig dar, weshalb in diesen Fällen auch ein Sicherstellungszuschlag gezahlt werde. Bad Oldesloe zähle nicht dazu. Stormarn zähle zu den stark wachsenden Kreisen, bei dem die Bevölkerungskurve steil nach oben gehe.
Dorothea von Dahlen
LN