Tarifverhandlungen zwischen Bahn und EVG starten – kommen jetzt neue Streiks?
Dieses Mal soll es eine Einigung ohne Streiks geben: Mit diesem Vorsatz starten die Deutsche Bahn (DB) und die Bahngewerkschaft EVG am Dienstag ihre Tarifverhandlungen. Die EVG, die mehr als 190.000 DB-Beschäftigte vertritt, möchte ebenso wie der Arbeitgeber DB schnell zu Ergebnissen kommen – bestenfalls noch vor der Bundestagswahl.
Am Donnerstag hatte die EVG ihre Tarifforderung vorgelegt: 7,6 Prozent mehr Lohn, inklusive eines Zusatzgelds von 500 Euro für EVG-Mitglieder. Ein weiteres Zusatzgeld von 2,6 Prozent soll es für Schichtarbeitende geben, die besonders belastet sind – verbunden mit der Möglichkeit, einen Teil davon in bis zu 3 zusätzliche freie Tage einzutauschen. „Angesichts der zunehmend schwieriger werdenden wirtschaftlichen Situation in Deutschland und den immer lauter werdenden politischen Rufen nach Bahn-Zerschlagung, ist es uns wichtig, jetzt einen Tarifvertrag zu verhandeln, der für Beschäftigungssicherung auch über den Regierungswechsel hinaus sorgt“, betonte EVG-Co-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay.
Erste Gesprächsrunde startet in Frankfurt
Auch die hoch verschuldete Deutsche Bahn steht vor anspruchsvollen, teuren Generalsanierungen und ist an einer schnellen Einigung interessiert. Man wolle „konstruktiv und zügig“ verhandeln, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Montag. „Wir wollen gemeinsam einen vernünftigen Kompromiss für eine schwierige Phase finden. Unsere Mitarbeitenden machen einen tollen Job und haben Verlässlichkeit und Klarheit verdient. Für die Sanierung brauchen wir Stabilität und Planungssicherheit, damit die DB wieder wirtschaftlicher und zuverlässiger wird.“
Weitere Gesprächstermine sind für den 4. Februar sowie die Woche darauf bereits terminiert. Zuvor, am 3. Februar, wollen die Eisenbahner noch mit einer großen Demonstration in Berlin Druck machen: Für mehr Geld, für eine Zukunft der Gütersparte DB Cargo und gegen eine „Zerschlagung“ der Bahn, bei der die Infrastruktur vom Bahnbetrieb getrennt würde.
Streiks frühestens im April möglich
Die derzeitigen Tarifverträge mit der EVG und somit auch die Friedensfrist laufen noch bis Ende März. Erst danach wären Bahnstreiks überhaupt möglich – wenn bis dahin keine Einigung zwischen den Tarifpartnern zu Stande gekommen sein sollte.
Doch die Bundestagswahl steht vor der Tür und die Gewerkschaft möchte ebenso wie die unter hohem Spardruck stehende Bahn Planungssicherheit, bevor möglicherweise neue politische Verhältnisse einen Abschluss erschweren. Statt im März also weiter Tarifverhandlungen zu führen, ergibt es für die Tarifpartner mehr Sinn, die Koalitionsgespräche in Sachen Bahnpolitik zu begleiten.
Mit der kleineren Bahngewerkschaft GDL steht die nächste Tarifrunde erst im Frühjahr 2026 an.