Ekel-Vorwürfe gegen Assange: Hat der Wikileaks-Gründer den Verstand verloren?
London. Aus dem smarten, rebellischen Hacker von einst ist scheinbar ein ungepflegter alter Mann geworden: Die fast sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft haben Julian Assange sichtbar zugesetzt. Die ecuadorianische Regierung erhebt nun sogar Ekel-Vorwürfe gegen ihn. Wie konnte es so weit kommen?
Unter welchen Verhältnissen lebte Assange in der Botschaft?
2012 flüchtete Assange in die Botschaft in London, um einer Verhaftung im Zusammenhang mit Vergewaltigungsvorwürfen zu entgehen. Die Botschaft besteht nur aus einigen kleinen Zimmern. Die ersten Monate gab es noch nicht mal eine Dusche, sie musste eingebaut werden, ebenso eine kleine Kochecke. Assange hatte lange ein Zimmer ohne Fenster und Tageslicht. Unterstützer brachten ihm Tageslicht-Lampen. Da er die Botschaft nicht verlassen konnte, stellte man ihm ein Laufband zur Verfügung, um seinen körperlichen Verfall zu stoppen.
Warum verschlechterte sich das Verhältnis zu seinen Gastgebern?
Assange gilt als schwierige und egozentrische Persönlichkeit. Mit dem Botschaftspersonal soll es immer wieder zu Auseinandersetzungen, gekommen sein, unter anderem über die Säuberung des Bads. Ecuadors Präsident Lenin Moreno nannte ihn am Donnerstag einen „verzogenen Balg“.
2018 hatte Assange vor einem Gericht in Ecuador gegen die Bedingungen seiner Unterbringung geklagt – und verloren. Die Botschaft warf Assange unter anderem vor, unerlaubt Elektronik und Störsender installiert zu haben. Außerdem soll er die Außenkameras der Botschaft blockiert haben.
Welchen menschlichen Kontakt hatte Assange in der Zeit?
Wegen des sich zuspitzenden Konflikts mit seinen Gastgebern, durfte Assange immer wieder über längere Phasen keinen Besuch empfangen, telefonieren oder das Internet benutzen. Vereinzelt besuchten ihn Freunde oder Unterstützer, wie 2017 deutsche Politiker der Linken. Für Aufsehen sorgten Besuche des Pop-Stars Lady Gaga und der Schauspielerin Pamela Anderson.
Mit letzterer wurde Assange sogar ein Affäre nachgesagt. Insgesamt führte der Wikileaks-Gründer aber ein eher einsames Leben in der Botschaft. Im Jahr 2016 bekam Assage von Freuden ein kleines Kätzchen geschenkt, um sich die Zeit besser zu vertreiben. Die Samtpfote bekam unter @embassycat sogar einen eigenen Twitter-Account.
Was ist mit der Katze passiert?
Im vorigen Jahr berichteten Medien, Assage habe die Katze weggegeben, da die Botschaft ihn verpflichtet habe, selbst für das Futter und den Unterhalt des Tieres zu sorgen. Nun schrieben die Anwälte von Assange auf Twitter allerdings, sie hätten die Katze nach Assanges Verhaftung mitgenommen und seiner Familie übergeben.
Was ist von den Ekel-Vorwürfen gegen Assange zu halten?
Ecuadors Innenminister María Paula Romo rechtfertigte die Beendigung des Asyls für Assange unter anderem mit Ekel-Vorwürfen gegen ihn: "Viel zu lange wurden Dinge in unserer Botschaft toleriert, wie beispielsweise, dass Herr Assange Fäkalien an die Wände schmierte und andere Verhaltensweisen dieser Natur. Das ist weit vom minimalen Respekt entfernt, den ein Gast gegenüber einem Land haben müsste, das ihn in so großzügig aufgenommen hat."
Diese Vorwürfe, die Assange in die Nähe eines Verrückten rücken, sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Die aktuelle, rechts gerichtete Regierung von Präsident Lenin Moreno lehnen sich eng an die USA an, die auf eine Auslieferung Assanges drängen. Asyl hatte Assange unter der linken und USA-kritischen Vorgängerregierung von Rafael Correa erhalten. Der Umgang mit Assange spielt zudem auch im inner-ecuadorianischen Machtkampf eine Rolle.
Wie geht es jetzt für Assange weiter?
Momentan sitzt der 47-Jährige in einem Londoner Gefängnis. Dort wird er auf seine körperliche und psychische Gesundheit hin untersucht. Ihm steht wohl ein langer Kampf gegen seine Auslieferung an die USA bevor – und weitere Monate oder sogar Jahre in einer beengten Zelle.
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