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Geesthacht

Letzte Phase der Kernbrennstoffsicherung in Krümmel

Das Standortzwischenlager erhält gerade eine massive eigene Sicherung, um das Kraftwerksgelände nach der Brennstofffreiheit aus dem Schutz nehmen zu können.

Das Standortzwischenlager erhält gerade eine massive eigene Sicherung, um das Kraftwerksgelände nach der Brennstofffreiheit aus dem Schutz nehmen zu können.

Geesthacht. Im Kernkraftwerk Krümmel beginnt jetzt die heiße Phase der Sicherung letzter Teile mit Kernbrennstoff. 154 so genannte Sonderbrennstäbe, die teilweise undicht oder verbogen sind und seit Jahren im Abklingbecken lagern, sollen verpackt und nebenan ins Standortzwischenlager (SZL) gebracht werden. „Die Brennstäbe sind fingerdick und vier Meter lang“, erklärte Kraftwerksleiter Torsten Fricke jetzt beim Dialogforum zum geplanten Rückbau des einst leistungsstärksten Siedewasserreaktors der Welt. Für die Lagerung der Sonderbrennstäbe wurde eigens ein Köcher entwickelt, dessen Deckel nach der Befüllung verschraubt und verschweißt wird. Der Köcher wird dann in einem Castorbehälter verwahrt, bis dieser in ein Endlager gebracht werden kann.

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„Wir planen bisher, diesen letzten Castor Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres übergeben zu können. Dann ist unser Kraftwerk brennstofffrei“, so Fricke. Das sei ein „Meilenstein“.

Deponierung der Baustoffe klären

Doch ehe der eigentliche Rückbau beginnen kann, muss endlich die Frage nach der Deponierung anfallender Baustoffe geklärt sein. Wie berichtet ist bisher kein Deponiebetreiber bereit, die nur negativ, aber eben nicht radioaktiv behafteten Abfälle aus Krümmel bei sich anzunehmen. „Das Deponiethema drängt“, machte Fricke deutlich. So habe man bereits 950 Tonnen Dämmmaterial an den Rohrleitungen im Maschinenhaus entfernt. Strahlentechnisch völlig unbedenklich, aber wie bei jeder Gebäudesanierung muss die Dämmwolle deponiert werden. Nur nimmt die aus Krümmel keiner an. So stehen auf dem Hof des Kraftwerks mittlerweile dutzende 20-Fuß-Container, in denen das Material lagert. Fricke: „Das Material ist freigemessen und hat eine Deponiefreigabe.“

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Auf der Roten Liste

Nicht wegen der vielen Zäune auf dem Gelände, sondern wegen der sonnigen Lage am Geesthang hat sich am Kernkraftwerk Krümmel die Zauneidechse angesiedelt. Das Tier steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten und muss deshalb zunächst umgesiedelt werden, bevor neben dem Kernkraftwerk das geplante Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle (LasmAaZ) gebaut werden kann.

Biologe Jürgen Brenner berichtete jetzt über die Maßnahme. 2016 und 2017 wurde das Gelände, das für den LasmAaZ-Bau vorgesehen ist, kartiert, also nach Pflanzen und Tieren abgecheckt. Dabei wurden Zauneidechsen entdeckt. 2018 wurde deshalb nördlich des Infozentrums ein neues Refugium für die Tiere angelegt. Sandflächen wurden freigelegt, Steinschüttungen geschaffen und Reisighaufen aufgestapelt. „Wir haben frühzeitig Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt, um den Tieren vorgezogen ein neues Habitat zu bieten“, erklärte Brenner. 24 Zauneidechsen wurden bereits auf dem Bauplatz eingesammelt und ins neue Gebiet umgesetzt.

3100 Quadratmeter Lebensraum werden durch das Bauvorhaben verloren gehen. Brenner geht davon aus, dass in diesem Jahr – das Projekt läuft weiter – noch weitere Tiere umgesiedelt werden und dann ab 2020 gebaut werden kann.

In den vergangenen Monaten hatte die Mannschaft des Kernkraftwerkes außerdem zahlreiche Steuerstäbe, mit denen während des Betriebs der Neutronenfluss im Reaktor gesteuert wurde, zerlegt. „Core-Schrotte“ nennen die Experten das. Die Stäbe wurden mit einem Spezialgerät in zehn Zentimeter lange Stück geschnitten. „2020 werden wir noch die verbliebenen etwa 40 Steuerstäbe ebenso zerkleinern“, kündigte Fricke an. Die Reste sollen dann in dem neben dem SZL geplanten Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle (LasmAaZ) untergebracht werden. Später gehen diese Abfälle dann in den Schacht Konrad, der als Endlager vorgesehen ist.

Zentrales Lager wird abgerissen

Um das LasmAaZ bauen zu können, laufen bereits die Vorbereitungen. Denn das zentrale Wareneingangslager, das sich außerhalb des Hauptgeländes befindet, soll abgerissen werden. Das Niveau des Lagers befindet sich auf einer Höhe von 16 Metern, das LasmAaZ soll nachher auf dem Niveau von 8,5 Meter stehen, wie das SZL. Beide Lagergebäude werden durch die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) betrieben.

Die BGZ lässt das mit 41 Castorbehältern befüllte SZL so sichern, dass es nach der Kernbrennstofffreiheit des Kraftwerkes einen eigenen Schutzzaun hat – weil Vattenfall den derzeitigen massiven Schutz der Anlage dann herunterfahren darf. In das geplante LasmAaZ sollen etwa 1200 Behälter eingelagert werden. Dieser Atommüll wird noch Jahrzehnte in der Stadt bleiben.

Timo Jann

LN

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