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„Digga, Nazis gehen auch wählen“

Lübeck Cougars gegen Hamburg Huskies: Footballtrainer ruft Mannschaft zum Wählen auf

Johannes „Jojo“ Liebnau, Trainer bei den Hamburg Huskys, spricht mit Spielern seiner Mannschaft.
Johannes „Jojo“ Liebnau, Trainer bei den Hamburg Huskys, spricht mit Spielern seiner Mannschaft.

Hamburg. Ein Wahlaufruf der besonderen Art verbreitet sich gerade rasant in sozialen Netzen: eine Reaktion des Hamburger Footballtrainers und Ex-Vorsängers der HSV-Ultras, Johannes „Jojo“ Liebnau, auf das Video von rassistischen Party-Gesängen auf Sylt. Er motiviert in dem 78-Sekunden-Clip Spieler der U20-Mannschaft der Hamburg Huskies, die am vergangenen Sonntag auf dem Buniamshof gegen die Lübeck Cougars spielten, bei den Europawahlen am 9. Juni wählen zu gehen – um rechte Parteien zu stoppen.

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In dem Video fragt er die Jugendlichen, wer das Sylter Video gesehen habe und es lustig finde. Bei der zweiten Frage hebt niemand die Hand. Er selbst sagt: „Ich finde das nicht witzig.“ Und weiter, wenn man so etwas erlebe, müsse man aufstehen. „Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder, indem man krass Haltung zeigt und den Leuten sagt, ‚Digga, nicht mit mir, verpiss‘ dich‘, oder indem man wählen geht.“ Darüber hatten mehrere Medien berichtet.

Er erinnerte sein Team daran, dass viele von ihnen bei der Europawahl am 9. Juni zum ersten Mal wählen dürften und dies auch tun sollten. „Digga, Nazis gehen auch wählen!“ „Kriegt euren Arsch hoch und geht wählen“, sagt Liebnau, der auch Vorstand des Vereins ist. Wenn sie nicht wüssten, für welche Partei sie stimmen sollten, sollten sie sich bei Freunden, Familie oder mithilfe des Wahl-O-Mats informieren, mit dem man Positionen von Parteien vergleichen kann.

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„Zu unserer gesellschaftlichen Verantwortung gehört auch eine inklusive und antidiskriminierende Grundhaltung“, betonte Liebnau gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Da nehme er auch die Spieler in die Verantwortung gegen Rassismus, wie auf Sylt erlebt, aufzustehen. Das Problem in der Gesellschaft sei allerdings größer als ein paar Menschen, die sich wie auf Sylt rassistisch äußern. Ebenso habe auch ein nicht unerheblicher Teil seiner Mannschaft einen Migrationshintergrund und fühle sich von den Gesängen angegriffen.

Der Account der Footballmannschaft der Hamburg Huskies postete das Video am Montagnachmittag. Seitdem bekam das Video in nicht mal 24 Stunden mehr als 7000 Likes auf X (ehemals Twitter) und wurde über 1000 Mal geteilt.

Heide, Hagebutten, Hitlergruß: Hat Sylt ein Rassismusproblem?

In edlen Kampener Clubs wie dem Pony werden hittaugliche Nazi-Parolen geschmettert, eine schwarze Frau wird bepöbelt und geschlagen. Über Sylt bricht nach dem Pfingstwochenende eine Welle der Empörung zusammen. Sind die Vorfälle in Wahrheit das Zerrbild eines deutschlandweiten Phänomens – oder hat Deutschlands Nobelinsel ein Rassismusproblem? Ein Ortsbesuch.

Liebnau reagierte damit auf das wenige Sekunden lange Video von Pfingsten auf Sylt, in dem junge Menschen zu sehen und zu hören sind, die zur Melodie des Party-Hits „L‘amour toujours“ von Gigi D‘Agostino rassistische Parolen grölen: „Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!“. Ein Mann macht eine Geste, die an den Hitlergruß denken lässt. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen. Der Vorfall löste bundesweit Empörung aus.

RND/dpa

LN