Defekter Süßigkeitenautomat verrät aus Versehen, dass er Gesichter von Kunden scannt

Ein defekter Snackautomat an der kanadischen University of Waterloo hat preisgegeben, dass er Gesichtserkennungstechnologie einsetzt – ohne dass seine Kunden darüber informiert waren. Erkennbar wurde das durch die Fehlermeldung „Invenda.Vending.FacialRecognition.App.exe“. Offenbar gab es darauf weder einen Hinweis noch wurden Benutzer um Erlaubnis gebeten. „Ohne diesen Anwendungsfehler hätten wir es nicht gewusst, hier gibt es kein Warnschild“, sagte der Student River Stanley dem kanadischen Sender CTV News.
Das Schweizer Unternehmen Invenda, das die Automaten herstellt, wirbt auf seiner Webseite damit, dass Kunden mit „datenschutzkonformen Daten Einblicke in die Kaufgewohnheiten verschiedener Alters- und Geschlechtergruppen“ gewinnen könnten. Die Schweiz hat ein Datenschutzgesetz, das sich an der EU-DSGVO orientiert. Nach der DSGVO benötigen Unternehmen für die Verarbeitung sensibler Daten wie biometrischer Merkmale eine freiwillige, informierte und nachweisbare Einwilligung.
Invenda unterhält auch ein Büro in Berlin. 2022 kündigte das Unternehmen an, auch in Deutschland ein Sales-Team aufzubauen. Großaufträge von Mars und anderen Konsumgüterkonzernen sowie das große Interesse von Operators wie Tankstellenketten, Hotels oder Retail-Firmen hätten gezeigt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, Deutschland zu erobern, ließ sich Invenda-Gründer Jon Brezinski damals in einer Pressemitteilung zitieren.
Fall weckt Erinnerungen an den „Cadillac Fairview“-Skandal
In Kanada fühlen sich viele erinnert an den Skandal um den Einkaufszentrumbetreiber „Cadillac Faiview“. Dieser hatte in zwölf Shopping-Malls bei Infoterminals Kameras mit Gesichtserkennung eingesetzt. So gelangten personenbezogene Daten von fünf Millionen Menschen in die Datenbank. Das Unternehmen musste den gesamten Datensatz vor vier Jahren löschen.
Student River Stanley hat für die Universitätszeitung MathNews die Firma Adaria Vending Services konfrontiert, die den Automaten vor Ort betreibt. Sie teilte ihm mit, dass die Automaten an vielen Orten in Nordamerika eingesetzt würden. Die Gesichtserkennung könne einzelne Personen nicht identifizieren, sondern diene als Bewegungssensor, „damit der Automat weiß, wann er die Einkaufsschnittstelle aktivieren muss“.
Die Universität kündigte an, die Invenda-Maschinen „so bald wie möglich“ zu entfernen. In der Zwischenzeit haben Studenten das Loch, in dem sich ihrer Meinung nach die Kamera befand, mit Kaugummi und Zetteln zugeklebt.
RND/she


